Damit war der Grundstein für die Gründung der ersten europäischen Porzellan-Manufaktur durch August dem Starken im Jahr 1710 in Meißen gelegt. Die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH gilt heute als eine der bekanntesten Luxusmarken Deutschlands.
Gründung und Blütezeit der Manufaktur
Mit Dekret vom 23. Januar 1710 wurde die „Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellanmanufaktur“ gegründet. Deren erste Produktionsstätte war ab Juni 1710 die Albrechtsburg. Hier schien August dem Starken das Geheimnis der Herstellung von Hartporzellan besser bewahrt. Um die Wahrung dieses Geheimnisses dauerhaft zu gewährleisten, wurde stets nur einem kleinen Kreis von Mitarbeitern ein Bruchteil des Geheimnisses mitgeteilt.
Dennoch gelang es dem geflohenen Arkanisten und Obermeister der kursächsischen Porzellanmanufaktur Meißen, Samuel Stöltzel, die Rezepturen nach Wien zu bringen, wo 1718 mit der Wiener Porzellanmanufaktur auch die erste Konkurrenz zum Meißner Porzellan entstand. Dieser Fälschungsversuch machte eine „Markierung“ notwendig: Nur damit konnte belegt werden, dass es sich um Original Meissener Porzellan® handelt. Bereits in den ersten Jahren nach der Manufakturgründung gab es verschiedene Porzellankennzeichnungen. Erst die blaue Unterglasurfarbe im Jahre 1720 ermöglichte eine gegen Fälschungen sichere Markierung.
Bevorzugte Motive waren Landschaften, Chinoiserien sowie gerahmtes Laub- und Bandelwerk. Um 1740 wurden die bis dahin üblichen chinesischen und japanischen Dekore von „deutschen Blumen" abgelöst. Außerdem kam das sogenannte Zwiebelmuster in Unterglasurblau auf den Markt.
Einen großen Anteil am Produktionsprogramm der Manufaktur hatte die figürliche Plastik. Schon in der Zeit August des Starken wurden neben der umfangreichen Produktion von Prunk- und Schmuckgeschirr für den Bedarf des Dresdner Hofes Miniaturen und Prunkfiguren für repräsentative und dekorative Zwecke angefertigt. Eine Nachblüte erlebte die Königliche Porzellanmanufaktur von 1774 bis 1814 unter Graf Camillo Marcolini. Aus dieser Zeit bekannt sind die farbig staffierten Kleinplastiken.
Entwicklung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges
Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts hatte die Manufaktur mit großen Absatzschwierigkeiten zu kämpfen. Bedeutende Aufträge seitens der von Kriegen und Schulden gebeutelten Fürstenhäuser waren rar. Um rationellere Arbeitsabläufe zu ermöglichen, wurde die Produktionsstätte ab 1863 von der Albrechtsburg in die neu errichteten Gebäude im Meißner Triebischtal, dem jetzigen Standort, verlagert.
Die Rückbesinnung deutscher und ausländischer Fürstenhäuser auf ihre Blütezeit schlug sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in zunehmenden Bestellungen traditioneller Meißner Zier- und Geschirrporzellane in der Formensprache des Barock und des Rokoko nieder. Eine deutliche Gesundung des Unternehmens setzte ein
Die geringen Erfolge auf der Pariser Weltausstellung 1900 führte zusammen mit der zunehmenden Begeisterung für die Porzellane aus der Königlichen Porzellanmanufaktur Kopenhagen zu einem Wandel in der Geschirrgestaltung und -dekoration. Mit dezenten hochwertigen Aufglasurfarben auf künstlerisch höherwertigem Gebrauchsporzellan orientierte man sich bewusst an den wachsenden Ansprüchen des Mittelstandes.
Nach dem Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution übernahm Max Adolf Pfeiffer 1919 die Gesamtleitung des Betriebes. Freischaffend für Meißen tätige Künstler waren Paul Scheurich, Max Esser, Ernst Barlach und Gerhard Marcks. Während des Zweiten Weltkriegs konnte die Produktion bis April 1945 aufrechterhalten werden.
Nachkriegszeit und Entwicklung in der DDR
Nach Ende des Krieges wurden von Juni bis September 1945 einige Fertigungsanlagen durch die sowjetische Militäradministration demontiert. Unter dem Direktor Herbert Neuhaus wurde mit zunächst etwa 200 Menschen, darunter 50 Maler und 30 Gestalter, die Arbeit wieder aufgenommen. Bereits im Frühjahr 1946 war Meißner Porzellan wieder auf der ersten Leipziger Nachkriegsmesse zu sehen.
Am 1. Juli 1950 wurde die Manufaktur Volkseigener Betrieb mit dem Namen „VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen“. Seit den 1960er Jahren bemühte sich der Betrieb um zeitgemäße Ausdrucksformen.
In den 1960er Jahren nahm die Manufaktur einen rasanten Aufschwung und entwickelte sich zum achtstärksten Devisenbringer der DDR. 1969 wurde Karl Petermann zum Direktor ernannt, der entscheidende technische Erneuerungen einführte und die Koexistenz traditioneller und freier künstlerischer Ausdrucksformen in den Vordergrund seiner Bemühungen stellte. Zunächst verfolgte die Manufaktur das traditionelle Produktionsprogramm, bemühte sich aber ab den 1960er Jahren wieder um zeitgemäße Ausdrucksformen.
Nachwendezeit
Seit dem 26. Juni 1991 firmiert die Manufaktur als „Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH“, deren alleiniger Gesellschafter der Freistaat Sachsen ist. Auch nach der Wiedervereinigung gehörten zum Produktionsprogramm sowohl zeitgenössische Figuren, Gefäße und Geschirre, vorwiegend aber immer noch Ausformungen klassischer Modelle des 18. Jahrhunderts sowie Geschirre mit Aufglasurdekoren und klassischem wie neugestaltetem Zwiebelmusterdekor. Im Zuge der wendebedingten Umstrukturierungen reduzierte sich die Mitarbeiterzahl von 1990 bis 2009 von etwa 1800 auf 784. Seit mehreren Jahren befindet sich das Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Die Geschäftsführung strebt derzeit an, den Betrieb in den nächsten Jahren stärker zu einem eigenständigen Wirtschaftsunternehmen zu entwickeln. Die Manufaktur hat damit begonnen, in den Bereichen Architektur, Inneneinrichtung, Uhren, Schmuck und Mode tätig zu werden.
Historie des Markenzeichens
Die Entstehung des Wiener Konkurrenzunternehmens brachte die Notwendigkeit mit sich, das Meißner Porzellan zweifelsfrei identifizieren zu können. Entwickelt wurde so eine Manufakturmarke, die auf das Porzellan aufgetragen wird: Die „Gekreuzten blauen Schwerter“, welche die sächsischen Kurschwerter zum Vorbild haben, sind seither das Markensymbol. Die Einführung der blauen Unterglasurfarbe im Jahre 1720 bot einen hohen Schutz gegen Fälschungen.
Schon in den ersten Jahren versuchte man ein solches Markenzeichen zu entwickeln, doch erst die Einführung der blauen Unterglasurfarbe im Jahre 1720 bot einen hohen Schutz, der Fälschungen und Nachahmungen weitgehend ausschließt.
Später erhoffte man sich mit der Kennzeichnung des Porzellans durch Schwerter den Durchbruch, was auch gelang. Neben dem gekreuzten Schwerterpaar waren bis etwa 1730 auch handgemalte Buchstabenfolgen üblich, wie zum Beispiel K.P.M. für „Königliche Porzellan-Manufaktur“, M.P.M. für „Meissener Porzellan-Manufaktur“ oder K.P.F. für „Königliche Porzellan-Fabrik“.
Ab 1731 hatten sich die „Gekreuzten Schwerter“ durchgesetzt. Die Schwerter fielen zunächst sehr unterschiedlich aus. Für die Marcolini-Periode (1774-1814) ist ein sechsstrahliger Stern unter den Schwertern oder zwischen den Parierstangen charakteristisch. Die typische „Knopfschwertermarke“ mit ihren knopfförmigen Knäufen erschien Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde bis 1924 beibehalten. Ab 1924 wurden die zueinander gebogenen Schwerter ohne Knäufe, die bis 1934 einen zusätzlichen Punkt zwischen den Klingen hatten, aufgebracht.
Persönlichkeiten rund ums Meißner Porzellan
Zu den größten Persönlichkeiten aus der Anfangszeit des Meißner Porzellans gehört zweifellos Johann Friedrich Böttger, dem die Herstellung des ersten europäischen Porzellans gelang. Zu den talentiertesten Porzellangestaltern des 18. Jahrhunderts zählten Johann Gregorius Höroldt, Carl Friedrich Wenzel und Johann Joachim Kändler. Heinrich Gottlieb Kühn, sächsischer Geheimer Bergrat, Arkanist und Direktor der Königlichen Porzellanmanufaktur Meißen, erfand das Glanzgold und die Schillerfarben. Camillo Marcolini war kursächsischer Politiker und Leiter der Manufaktur.
Dekorarten
Zu den am häufigsten gebrauchten Geschirrdekoren zählen Reliefzierate und ausgeschnittene Verzierungen, indische Dekore in bunter Aufglasurmalerei sowie in Unterglasurblau, darunter Strohblumen- und Zwiebelmuster.
Zu den gängigsten Blumendekoren gehören Holzschnittblumen, Deutsche Blumen, Indianische Blumen und Marcolini-Blumen. Beliebt sind darüber hinaus Kranz-, Girlanden- und Fadendekore, Jugendstildekore und Streifendekore.
Neben den genannten gibt es hunderte von anderen Geschirrdekoren, die sehr rar sind und auf Gebrauchsgeschirr kaum zu finden sind. Dazu gehören etwa Früchte-, Vogel- und Schmetterlingsdekore, besondere Blumendekore, Jagdszenen-, Landschafts- und Märchendekore sowie indianische Dekore.